Leben bedeutet Veränderung
Mein Verständnis von Trauma
Traumatisch ist alles, was zu massiv, zu schnell, zu plötzlich geschieht, als dass man es irgendwie kontrollieren oder gar verstehen könnte. Man hat keinerlei Kontrolle. Man erlebt sich als hilflos und ausgeliefert. Es fühlt sich an wie ein gelebter Alptraum.
Eine Welt bricht zusammen.
Je stärker der erlebte Schock und die erlebte Hilflosigkeit, desto massiver die Wirkung sowohl auf das autonome Nervensystem (den Körper) als auch auf die Psyche. Man erlebt sich wie abgeschnitten von sich selbst und den anderen, von seinem vertrauten Leben, entwürdigt, ohnmächtig und im Stich gelassen.
In den letzten Jahrzehnten haben sich viele Wissenschaftler aus den Feldern Medizin, Neurobiologie und Neurowissenschaften mit den Auswirkungen von traumatischen Erlebnissen auf den KÖRPER befasst und sind zu faszinierenden Ergebnissen gekommen.
Sie haben z.B. herausgefunden, dass traumatisches Erleben SOWOHL der Körper (autonomes Nervensystem und Gehirn) als auch die Psyche betrifft - und für beide "Systeme" hat das Konsequenzen - es hinterlässt gravierende und in speziellen Verfahren auch messbare und darstellbare Spuren.
Diese Spuren verschwinden nicht von alleine, auch wenn der Volksmund sagt, dass die Zeit alle Wunden heile - von alleine heilt die Zeit diese Wunden leider nicht. Und zwar bezieht sich das auch auf traumatische Erlebnisse, die man vielleicht noch im Mutterleib, während der Geburt oder in den ersten Lebensjahren hatte, die also ganz weit zurückliegen und zunächst gar nicht erinnert werden.
Ganz aus dem Unbewussten heraus prägen sie das Lebensgefühl (sicher oder unsicher, wohl oder unwohl) und steuern in mehr oder weniger vielen Bereichen Erleben und Verhalten. Im Gehrin bildet ein unverarbeitetes Trauma eine Insel, in der das Erlebte abgespeichert ist - so etwas wie eine Insel des Schreckens. Auf dieser Insel kann man nicht sein, nicht leben, nicht überleben. Diese Insel beherbergt zudem noch ein ganz fieses Gift, das ständig ausströmt - das Gift der Erfahrung nämlich, dass es keine letztendliche Sicherheit geben kann.
Die "Insel des Schreckens" (traumatische Erinnerung) wird so gut es geht abgeschottet. Das erfordert Anstrengung auf allen Ebenen.
Diese Anstrengung wirkt sehr erschöpfend! Dazu kann man schon Suchtmittel brauchen. Oder Suchtverhalten. Und der Körper kann Symptome entwickeln, welche die Körper - Ärzte weder erklären noch wirksam behandeln können. Dabei sind es doch wirklich körperliche Symptome!
Gleichzeitig kann man im Leben erfolgreich sein, einen guten Beruf haben, eine Familie usw. - und könnte glücklich sein, wäre da nicht diese
"Insel des Schreckens", auf der man immer wieder landet ohne zu wissen warum.
So bleibt das autonome Nervensystem in ständiger, überhöhter Alarmbereitschaft. Es wittert ständig Gefahr. Es muss sich ständig gegen diese Gefahr abschirmen. Es steht ständig unter Spannung. Diese Spannung kann sich unwillkürlich entladen durch Ausbrüche von Jähzorn, sie kann Menschen dazu bringen sich selbst zu verletzen oder noch viele andere Symptome hervorbringen - auch viele körperliche.
Und so kann man leicht verstehen, dass man nicht "verrückt" ist, wenn man gewisse Symptome zeigt - es ist nur etwas unverarbeitet geblieben.
Und das kann mit Hilfe moderner therapeutischer Methoden tatsächlich zumeist gelöst und integriert werden.
In den letzten Jahrezehnten sind in Zusammenhang mit neurowissenschaftlicher Forschung viele solcher Methoden entwickelt worden.
Jeder gute Traumatherapeut(in) integriert verschiedene dieser Methoden - jede hat ihre Bedeutung und passt für bestimmte Menschen und deren Struktur und Erlebnisse.
ich persönlich mache wunderbare Erfahrungen mit EMDR.
Mit Hilfe von EMDR werden Erkenntnis- und Verarbeitungsprozesse wunderbar unterstützt. Beim EMDR steht nie allein das Problem im Fokus, die Lösung ist immer dabei. Dabei ist die Lösung nichts künstlich Erdachtes, sondern bereits in der traumatisierten Person vorhanden.
Sie trägt die Lösung bereits in sich - und mit Hilfe von EMDR wird die Lösung die Führung übernehmen, nicht mehr das Problem.
Und der angesammelte Stress kann endlich (oft erstaunlich leicht und schnell) aus dem Nervensystem entlassen werden.
Die "Insel des Schreckens" wird entgiftet und zu einem gewürdigten Teil der inneren Landschaft.
Das führt von rascher Symptomlinderung unter Umständen bis hin zur völligen Auflösung der Symptome.
Die drei Phasen der Traumatherapie:
1. Die Anerkennung des schrecklichen Geschehens: Es ist geschehen.
2. Die Anerkennung des schrecklichen Geschehens als belastender Teil der eigenen Biografie: Es ist mir geschehen.
3. Die Integration des schrecklichen Geschehens: Es ist vorbei.
In meine Arbeit mit EMDR fließt alles ein, was ich über Jahrzehnte gelernt und praktiziert habe und beständig weiter lerne. Auch in der Heilung eigener Traumata.
EMDR
(Eye Movement Desensitization and Reprocessing)
EMDR ist eine wirksame Methode zur umfassenden Behandlung traumatischer Erfahrungen.
EMDR wurde 1987 von Francine Shapiro (USA) entwickelt. Die EMDR - Therapie ist als Methode zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) bei Erwachsenen anerkannt und gilt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eine der effektivsten Behandlungsmethoden bei PTBS.
Die EMDR-Therapie (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist ein strukturiertes Verfahren, das dem Gehirn eine rasche und nachhaltige Verarbeitung traumatischer Erlebnisse ermöglicht, so dass sie nicht mehr zu körperlichen und seelischen Symptomen führen.
Nach erfolgreichen EMDR-Sitzungen erleben die meisten Patienten einen deutlichen Fortschritt in der Integration ihrer Erlebnisse, was durch eine deutliche Minderung der emotionalen Belastung spürbar wird. Die körperliche Erregung klingt ab, erschreckende innere Bilder verblassen und negative Gedanken können positiver formuliert werden. In Folge wird häufig auch ein Abklingen bis Verschwinden von psychosomatischen Beschwerden festgestellt.
Über Rechts - Links-Stimulation werden alte, im Erinnerungsnetzwerk des Gehirns abgespeicherte und belastende Informationen durch EMDR aufgearbeitet. Das sind z.B. beunruhigende Gedanken und Erinnerungen, Flashbacks, Alpträume oder Stress.
EMDR wird erfolgreich eingesetzt bei folgenden Störungsbildern:
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Reaktionen auf Traumatisierungen wie die
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Bewältigung von Unfallfolgen
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Bewältigung traumatischer Geburten, stillen Geburten, Fehlgeburten...
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Bewältigung von traumatisierenden Trennungen
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extreme Trauerreaktionen
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Ängste/Phobien/Panikstörungen
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chronische Schmerzen
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Psychosomatische Störungen, hinter denen eine (oft bislang unerkannte) Traumatisierung liegt
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Zwangshandlungen / Zwänge (begleitende Behandlung)
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Suchterkrankungen (Begleitende Behandlung)
Die spezielle Form der Aktivierung unseres Informationsverarbeitungsystems ist Bestandteil einer ganzheitlichen EMDR Behandlung und führt in verhältnismäßig kurzer Zeit zur Symptomlinderung.