Gedichte
Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein ungestört
von Furcht, die Nacht entdecken.
Der wird zur Pflanze, wenn er will,
zum Stier, zum Narr, zum Weisen.
Und kann in einer Stunde
durchs ganze Weltall reisen.
Der weiß, dass er nichts weiß,
wie alle anderen auch nichts wissen.
Nur weiß er, was die andern
und auch er selbst noch lernen müssen.
Wer in sich fremde Ufer spürt,
und Mut hat sich zu recken,
der wird allmählich ungestört
von Furcht, sich selbst entdecken.
.Abwärts zu den Gipfeln
seiner selbst blickt er hinauf,
den Kampf mit seiner Unterwelt
nimmt er gelassen auf.
Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein ungestört
von Furcht, die Nacht entdecken.
Wer mit sich selbst in Frieden lebt,
der wird genauso sterben
und ist selbst dann lebendiger
als alle seine Erben.
Carlo Karges (1951-2002) Gründungsmitglied der deutschen Rockband Novalis
Marie Louise Kaschnitz
Halte nicht ein bei der Schmerzgrenze,
halte nicht ein.
Geh ein Wort weiter.
Einen Atemzug
noch über dich hinaus.
Rose Ausländer
Hoffnung III
Häng deine Regenbogenfahne
über deine Hoffnung
sie kämmt geduldig
das zähe Zukunftshaar
und singt ein Lied
das viele verlockt
mitzusingen
Rainer Maria Rilke
Man muss den Dingen
Die eigene, stille,
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt,
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann;
alles ist austragen -
und dann
Gebären...
Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen
des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind,
als ob die Ewigkeit vor ihnen läge,
so sorglos still und weit ...
Man muss Geduld haben,
gegen das Ungelöste im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antwort hinein.
Verena Rentsch
Zwischenräume
Zwischen Ton und Ton
die Hoffnung.
Mitschwingendes erzeuge Klang.
Zwischen den Zeilen,
manchmal auch zwischen uns,
die unendliche Strömung.
Johannes Scheffler, (1624 bis 1677) genannt Angelus Silesius:
„Die Sonn erregt das All,
macht alle Sterne tanzen.
Wirst du nicht auch bewegt,
gehörst du nicht zum Ganzen.“
Rose Ausländer
Atem
Wir leben
von Atem zu Atem
In allen Pflanzen und Tieren
schlägt sein Luftherz
Wir
an sein Dasein gebunden
gehen ein mit ihm
in den Atem der Erde
Hilde Domin
Zärtliche Nacht
Es kommt die Nacht
da liebst du
nicht was schön -
was hässlich ist.
Nicht was steigt -
was schon fallen muss.
Nicht wo du helfen kannst
wo du hilflos bist.
Es ist eine zärtliche Nacht,
die Nacht da du liebst.
was Liebe
nicht retten kann.
Rainer Maria Rilke
Es ist vielleicht eine Traurigkeit;
aber keine von jenen kleinen,
die beginnen mit einem Weinen -
und sich lösen in leisem Leid; -
Es ist jenes einsame heilige Trauern,
das Blüten und doch nie Frühling hat.
Wie ein Garten mit hohen Mauern,
tief in der Stadt...
Paul Celan
Die Kunst erweitern
Nein, sondern geh mit der Kunst
In deine allereigenste Enge.
Und setze dich frei.
Geh, geh, es gibt keinen Weg.
Der Weg entsteht, wenn du ihn gehst.
Sag ja.
Nelly Sachs
Weine aus die entfesselte Schwere der Angst
Zwei Schmetterlinge halten das Gewicht der Welten für dich
und ich lege deine Träne in dieses Wort:
Deine Angst ist ins Leuchten geraten -
Im Atemhaus
Rose ausländer
Unsichtbare Brücken spannen
von dir zu Menschen und Dingen
von der Luft zu deinem Atem
Mit Blumen sprechen
die du liebst
Im Atemhaus wohnen
eine Menschblumenzeit
Isolde Lachmann (1940 - 2006
Der Stein, der in mein Leben fiel,
hat einen tiefen Sinn,
wo ich ihn nicht versetzen kann,
muss ich ihn überblühn.
Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein ungestört
von Furcht, die Nacht entdecken.
Der wird zur Pflanze, wenn er will,
zum Stier, zum Narr, zum Weisen.
Und kann in einer Stunde
durchs ganze Weltall reisen.
Der weiß, dass er nichts weiß,
wie alle anderen auch nichts wissen.
Nur weiß er, was die andern
und auch er selbst noch lernen müssen.
Wer in sich fremde Ufer spürt,
und Mut hat sich zu recken,
der wird allmählich ungestört
von Furcht, sich selbst entdecken.
Abwärts zu den Gipfeln
seiner selbst blickt er hinauf,
den Kampf mit seiner Unterwelt
nimmt er gelassen auf.
Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein ungestört
von Furcht, die Nacht entdecken.
Wer mit sich selbst in Frieden lebt,
der wird genauso sterben
und ist selbst dann lebendiger
als alle seine Erben.
Carlo Karges (1951-2002) Gründungsmitglied der deutschen Rockband Novalis
„Die Liebe ist das, womit wir geboren sind. Die Angst ist das, was wir hier gelernt haben.
Die spirituelle Reise bedeutet das Aufgeben oder Verlernen der Angst und das Wiederannehmen der Liebe in unserem Herzen. Liebe ist eine essentielle, existentielle Tatsache.
Sie ist unsere tiefste Wirklichkeit und unser Sinn auf Erden. Sich ihr bewusst gewahr zu sein, sie in uns selbst und anderen zu erfahren, das ist die Bedeutung des Lebens.“ Marianne Williamson